02.08.2013

Leser_innenbrief: Flüchtlingen sollen willkommen sein

Unter der Überschrift „Das verborgene Elend“ berichtete die Neue Westfälische am 16. Juli 2013 über die Lebensverhältnisse in den Bielefelder Flüchtlingsheimen. In der aktuellen Berichterstattung zur Frage, welche Unterbringungsform für Flüchtlinge die Stadt künftig anstrebt wird der naheliegenden Lösung bislang zu wenig Beachtung geschenkt. Aus Sicht des AK Asyl e.V. Bielefeld sollten Flüchtlinge – wie alle anderen Menschen auch – nach Möglichkeit in Wohnungen leben.

1.) Heime machen physisch und psychisch krank: Allergien, Probleme mit der Hygiene, unzureichende Belüftung, Schimmelbildung, all das sind Folgen, wenn zu viele Menschen auf zu engem Raum leben. Gerade Menschen, die schwere Fluchtgeschichten und Traumatisierungen hinter sich haben, Menschen mit Behinderungen oder chronischen Krankheiten, leiden besonders unter Sammelunterkünften. Sie benötigen Ruhe und Sicherheit, um das Erlebte verarbeiten zu können.

2.) Das Argument der besseren sozialarbeiterischen Präsenz hängt nicht an der räumlichen Nähe zu den Unterkünften oder Wohnungen der Flüchtlinge. Die erfolgreiche Arbeit der in der Flüchtlingsarbeit tätigen Menschen basiert auf einem individuellen und respektvollen Hilfeangebot und der grundsätzlichen Erreichbarkeit der Beratungsorte.

3.) Eigene Wohnungen verhindern eine "Ghettoisierung" mit all ihren negativen Folgen und ermöglichen die Integration in ein normales Wohnumfeld.

Wir wünschen uns ein Konzept, das alle Beteiligte, die Behörden, Akteur_innen der Flüchtlingshilfe und besonders auch die hier Zuflucht Suchenden mit einbezieht.

Was es dafür braucht? Bezahlbaren Wohnraum, Offenheit von Seiten der Nachbar_innen aber vor allem die Bereitschaft der zuständigen Behörden, solche Entscheidungen gemeinsam und partnerschaftlich zu treffen. Der in der Bielefelder Neuen Westfälischen berichtete aktuelle Entscheidungsvorgang legt nahe, dass es hier um eine kurzfristige Lösung geht, der Entscheidungsfokus scheint auf den finanziellen Interessen der Stadt zu liegen. Wie wäre es denn, die Bedürfnisse der Menschen um deren – laut Grundgesetz ja unverletzliche – Wohnung es geht in die Entscheidung mit einzubeziehen?