Westfalen-Blatt: Stadt schafft 280 neue Plätze für Flüchtlinge
Zwei ehemalige Schulen und zwei Kitas werden umgebaut
Bielefeld (WB). Weil sich die Zahl der Flüchtlinge, die Bielefeld zugewiesen werden, deutlich erhöht hat, sucht die Stadt kurzfristig nach leerem Wohnraum. Vier städtische, nicht mehr genutzte Gebäude sollen für die Unterbringung von Flüchtlingen umgebaut werden.
Von Burgit Hörttrich
Das sind die Kita Schröttinghausen (30 Plätze), die zum 1. Mai frei wird, der ehemalige Standort der evangelischen Christus-Kita an der Friedhofstraße in Senne (30 Plätze), die ehemalige Pestalozzischule an der Otto-Brenner-Straße (120 Plätze) und die ehemalige Tieplatzschule in Heepen (100 Plätze).
Weil diese Objekte aber frühestens in sechs Monaten nutzbar seien, so Oberbürgermeister Pit Clausen, suche man dringend nach weiteren Wohnungen und Häusern. Clausen: »Ich setze dabei auf den Geist der Solidarität mit Menschen in Not.« Sozialamtsleiterin Susanne Schulz betont, dass in den ehemaligen Kitas Wohnungen für »zwei bis drei Familien« geschaffen würden. Man setze darauf, dass sich Nachbarn engagieren, um den Menschen dabei zu helfen, sich einzuleben. Mit den Bürgermeistern der Bezirke Senne, Dornberg und Mitte und den Fraktionsvorsitzenden der im Rat vertretenen Parteien sei vereinbart worden, zu Bürger-Informationsveranstaltungen einzuladen.
Sozialdezernent Ingo Nürnberger sagt, dass bereits in den ersten beiden Monaten dieses Jahres 294 Flüchtlinge nach Bielefeld gekommen seien. Im selben Zeitraum des Vorjahres seien es 92 gewesen. Wenn sich die Entwicklung fortsetze, rechne man mit einer Zuweisung von 1400 Flüchtlingen in diesem Jahr. Die vorhandenen Kapazitäten seien ausgeschöpft. Die beiden zentralen Einrichtungen »Eisenbahnstraße« und »Teichsheide« seien so gut wie voll belegt. Dasselbe gelte für die dezentralen Wohnungen. In Bielefeld würden zurzeit 710 Asylsuchende untergebracht. Aus Syrien kommen 12,7 Prozent, aus dem ehemaligen Jugoslawien 25,7 Prozent, aus dem Kosovo 8,2 Prozent, aus Nord- und Westafrika 8,8 Prozent. Weil Serbien, Mazedonien, Bosnien und Herzegowina, Ghana und Senegal als sichere Herkunftsstaaten eingestuft sind, könne es sein, dass die Zahl der Asylsuchenden aus diesen Ländern zurück gehe.
Oberbürgermeister Clausen kritisiert Bund und Land. Von dort würde ein Pauschalbetrag überwiesen, »egal, wieviele Flüchtlinge kommen«. Das bedeute, dass Bielefeld im vergangenen Jahr 1,7 Millionen Euro von Bund und Land bekommen habe. Im städtischen Haushaltsplan habe man mit Aufwendungen in Höhe von 11,5 Millionen Euro kalkuliert (unter anderem für Unterbringung und Hilfe zum Lebensunterhalt), gehe aber davon aus, dass es wohl um 3,6 Millionen Euro mehr werden. Clausen: »Auf dem Geld bleibt die Kommune allein sitzen.«
Er habe, so Clausen, in der vergangenen Woche mit großen Immobilienbesitzern Gespräche geführt, »aber Fehlanzeige«. Ein Grund sei die geringe Leerstandsquote in Bielefeld, aber auch, weil Objekte sich in »der Überplanungs- oder Vermarktungsphase« befinden würden. Es gebe auch keine leerstehenden Kasernen: Die Bielefelder Kasernen der Briten seien mit Einheiten aus Herford belegt worden, während der Standort in der Nachbarstadt aufgelöst werde. Die Städtischen Kliniken stellen zwei Gebäude an der Oelmühlenstraße 42 und 44 für die Unterbringung von Flüchtlingen mit insgesamt 40 Plätzen zur Verfügung (das WESTFALEN-BLATT berichtete). Clausen betont, er wolle auf alle Fälle vermeiden, dass Flüchtlinge in Turnhallen, Containern oder Zelten untergebracht werden müssten: »Aber ich bin in großer Sorge, es gibt keine Reserven mehr.«
Clausen ist überzeugt davon, dass es in Bielefeld »Hilfsbereitschaft und Solidarität für Menschen in Not« gebe. Deshalb will er am 24. März zu einem »Flüchtlingsgipfel« einladen.
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