20.03.2008

Westfalen-Blatt: Flüchtling sitzt krank in Abschiebehaft

Zeitungsausschnitt

Seite 15 - Lokales Gütersloh

Streit um Gesundheitszustand

Von Michael Delker

Gütersloh (WB). Zwischen dem Arbeitskreis Asyl (Bielefeld) und der Ausländerbeörde des Kreises Gütersloh ist ein Streit um einen jungen Iraker entbrannt. Der Flüchtling wurde in die Abschiebehaft nach Büren gebracht. Angeblich soll er schwer krank sein.

Nach Auskunft des Arbeitskreises Asyl und seines Rechtsanwaltes Selim Altan (Bielefeld) leidet der Iraker an einer so genannten Sichelzellenanämie, einer erblichen Erkrankung der roten Blutkörperchen. Der Kreis Gütersloh will den Jesiden zusammen mit seinem Vater nach Schweden ausweisen. Der Grund: Beide sind über Schweden nach Deutschland geflüchtet, und nach dem europäischen Asylrecht ist das Land zuständig, in dem ein Flüchtling zuerst registriert wurde.

»Die Festnahme und Inhaftierung eines kranken Menschen, der auf Behandlung und Fürsorge angewiesen ist, ist aus menschenrechtlicher Sicht ein absoluter Skandal«, meint der Arbeitskreis Asyl. Der Bielefelder Verein beruft sich auf den behandelnden Arzt des jungen Irakers. Dieser habe in einem Schreiben erklärt, dass der Aufenthalt in der Justizvollzugsanstalt ärztlicherseits nicht zu verantworten sei und lebensbedrohlich sein könne.

Der Kreis Gütersloh hegt indessen große Zweifel an der Schwere der Erkrankung. Vater und Sohn hätten sich in Verl aufhalten sollen, seien dann aber in Bielefeld angetroffen worden. »Bei seiner Verhaftung ging es ihm dann plötzlich so schlecht, dass man ihn ins Krankenhaus gebracht hat. Die Ärzte haben ihn sofort entlassen. Und es wurde die Aussage getroffen, dass er reisefähig ist«, erklärte Jan Focken, Sprecher des Kreises Gütersloh, auf Anfrage dieser Zeitung. Es bestehe der Verdacht, dass der Iraker simuliert habe, um die Rückführung nach Schweden zu verhindern.

Für Irritationen sorgt beim Kreis das angebliche Alter des Irakers. Bei seiner Ankunft in Schweden habe der Mann angegeben, 18 Jahre alt zu sein. Der Arbeitskreis Asyl spricht von einem 17-jährigen Iraker. »Der Abschieberichter hat ihn auf 23 bis 26 Jahre geschätzt«, erklärt Focken.

Rechtsanwalt Selim Altan will erreichen, dass der Flüchtling schnell aus der Haft entlassen wird. Beim Landgericht Bielefeld hat er deshalb einen Antrag eingereicht, auf dessen schnelle Bearbeitung er hofft. »Der Mann ist psychisch sehr labil«, sagte Selim Altan.