Westfalen-Blatt: Die meisten Flüchtlinge werden nach Westfalen geschickt
Land NRW unterhält im Rheinland erheblich weniger Unterkünfte
Von Christian Althoff
Düsseldorf (WB). Innerhalb Nordrhein-Westfalens werden die Flüchtlinge ungleichmäßig verteilt.
Die meisten Zentralen Unterbringungs-Einrichtungen (ZUE) und Notunterkünfte des Landes gibt es im westfälischen Landesteil, der aus den Regierungsbezirken Münster, Detmold und Arnsberg besteht. Im Rheinland (Regierungsbezirke Köln und Düsseldorf) sind erheblich weniger Asylbewerber untergebracht.
Bevor Flüchtlinge nach einem festgelegten Schlüssel (Einwohnerzahl und Fläche) auf die 396 Städte und Gemeinden in NRW verteilt werden, verbringen sie einige Wochen in den Landesunterkünften. Und die sind ungleichmäßig über NRW verteilt. Konkret: Während auf das Rheinland (9,4 Millionen Einwohner) 18 aktuelle und geplante Landesunterkünfte entfallen, sind es in Westfalen (8,1 Millionen Einwohner) 29, also etwa 65 Prozent mehr. Die Zahl der Flüchtlinge in Landeseinrichtungen liegt in Westfalen sogar 165 Prozent über der des Rheinlandes. Und der Wert wird wohl noch steigen, wenn im Herbst die Herforder Harewood-Kaserne Zentrale Unterbringungs-Einrichtung für 800 Menschen wird.
Für die Einrichtung von Flüchtlingsunterkünften in NRW ist seit jeher die Bezirksregierung Arnsberg zuständig. Ihr Sprecher Dr. Christian Chmel-Menges bestätigte gestern, es gebe seit einigen Monaten »ein Ungleichgewicht« zwischen den Landesteilen. Die Bezirksregierung Arnsberg sei in Westfalen besser vernetzt als im Rheinland und erfahre deshalb eher, wenn hier ein geeignetes Gebäude zur Verfügung stehe. Inzwischen gebe es aber die klare Ansage des Innenministeriums an alle Bezirksregierungen, bei der Suche nach Unterkünften zu helfen. »Wir hoffen deshalb, dass sich Rheinland und Westfalen irgendwann angleichen werden.«
Nordrhein-Westfalen muss 21 Prozent aller Flüchtlinge aufnehmen, die nach Deutschland kommen. 2012 bekam NRW 15 000 Flüchtlinge, 2013 waren es 23 000, 2014 schon 40 000. Und in den ersten sechs Monaten dieses Jahres waren es bereits mehr als 40 000. »Wir haben im Moment 15 000 Plätze in den Landesunterkünften, aber mittelfristig müssen es ein paar tausend mehr werden«, sagt Dr. Christian Chmel-Menges. In ihrer Not nutzt die Bezirksregierungen schon Turnhallen, Hotels und Jugendherbergen als Notunterkünfte. Die Stadt Aachen wurde am Montag sogar angewiesen, bis zum Ende der Sommerferien 300 Flüchtlinge in einem Gymnasium unterzubringen.
Einen erheblichen Anteil an den Asylbewerbern haben Menschen aus dem Kosovo, aus Albanien, Serbien und Mazedonien. Obwohl sie kaum eine Chance haben, als Asylbewerber anerkannt zu werden (bei Kosovaren liegt die Anerkennungsquote bei einem Prozent), stellen sie bis zu 50 Prozent der Flüchtlinge.
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