Westfalen-Blatt: Asylanten-Unterkunft ist voll
Bearbeitungsstau und mehr Antragsteller bringen Erstaufnahme-Einrichtung an die Grenze
Von Peter Bollig
Bielefeld (WB). Eineinhalb Jahre nach ihrer Eröffnung ist die Erstaufnahme-Einrichtung für Asylbewerber in Brackwede an ihre Grenzen gestoßen. Alle 250 Plätze sind belegt, heißt es aus der Zentralen Ausländerbeörde, die steigende Zahl an Asylbewerbern stellt die Stadt vor Probleme.
Seitdem die Einrichtung an der Gütersloher Straße/Ecke Südring im Februar 2011 eröffnet wurde - neben der in Dortmund ist sie eine von nur zweien in NRW -, ist sie so voll wie noch nie, sagt Torsten Böhling, Leiter der Zentralen Ausländerbeörde. Szenen wie in Dortmund hätten sich in Brackwede bisher aber nicht abgespielt. Dort war die Aufnahmestation am Montag wegen Überfüllung geschlossen worden, 30 Antragsteller mussten stundenlang vor verschlossener Tür warten.
»Bei uns bleibt keiner unversorgt auf der Straße«, sagt Böhling. Bislang habe man in Brackwede alle Asylbewerber unterbringen können. Allerdings: »Wir dürfen auch niemanden abweisen.« Was bedeutet, dass angesichts ausgescöpfter Kapazitäten schon bald Alternativlösungen notwendig werden könnten. »Dann müssen wir die Leute ins Hotel bringen«, erklärt der Beördenleiter. Gespräche mit Hoteliers habe es bereits gegeben; wenn morgen 20 Antragsteller kämen, für die es am Südring keinen Platz mehr gibt, wären sie versorgt.
Wie die Versorgung in der Unterkunft am Stadtring derzeit aussieht, davon hat sich Matthias Blomeier, Sozialpfarrer des evangelischen Kirchenkreises Bielefeld und Mitglied im Arbeitskreis Asyl, gestern ein Bild gemacht. »Man versucht, der Situation gerecht zu werden«, sagt Blomeier im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT und spricht von Improvisation: Der Essensraum und der Spielraum der Kinder würden zum »Matratzenlager«, um einige Menschen mehr versorgen zu können. Das sei aber auf Dauer keine Lösung.
Schon seit längerer Zeit fordern die betroffenen Kommunen das NRW-Innenministerium auf, Platz für die zunehmende Zahl an Asylbewerbern zu schaffen, wie Torsten Böhling erläutert.
Wer die Erstaufnahme-Einrichtung in Brackwede oder die in Dortmund mit ihren 300 Plätzen verlässt, kommt zunächst in Häuser nach Hemer oder Scöppingen (jeweils 500 Plätze), von wo aus die Antragsteller auf die Kommunen im Land verteilt werden. Doch auch diese Einrichtungen sind voll. Böhling zufolge sei eine Ausweitung der Kapazitäten in NRW an den Neuwahlen zum Landtag im Mai und dem dadurch noch ausstehenden Haushaltsbeschluss gescheitert.
Die Lage verschärft sich in Bielefeld dem Vernehmen nach durch einen hohen Krankenstand beim Personal des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge am Stadtholz, das die Anörungsverfahren mit den Asylbewerbern durchführt. Von zwölf Sachbearbeitern seien derzeit nur vier im Dienst. Statt durchschnittlich fünf bis sieben Tage bleiben Asylsuchende mitunter mehrere Wochen in der Unterkunft am Südring.
Pfarrer Matthias Blomeier spricht aber auch von Verbesserungen: Auf Initiative des Arbeitskreises Asyl seien die Zeiten für die Ausgabe des Essens verlängert worden, damit nicht 250 Menschen innerhalb von nur einer Stunde abgefertigt werden.
[FOTO] Sozialpfarrer Matthias Blomeier hat sich ein Bild von der Situation am Südring gemacht.
[FOTO] Seit Februar 2011 ist das Haus am Südring in Brackwede eine von zwei Erstaufnahme-Einrichtungen für Asylbewerber in NRW. Weil die Zahl der Anträge steigt und Asylbewerber länger bleiben müssen, als geplant, sind erstmals alle 250 Plätze belegt. Foto: Peter Bollig
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