13.02.2009

Westfalen-Blatt: Armenische Familie hat Angst vor Abschiebung

Zeitungsausschnitt

Seite 17 - Lokales Halle

Kreis Gütersloh: »Keine Voraussetzung für Bleiberecht«

Von Dunja Henkenjohann

Halle (WB). Eine armenische Familie kämpft um ihr Bleiberecht. Seit zehn Jahren leben Mraz Amoyan und Khazal Farizyan mit ihren drei Kindern in Halle, werden lediglich geduldet. Jetzt hoffen sie, dass ein Petitionsausschuss am 13. März Klarheit bringt und sie für immer in Deutschland bleiben dürfen.

Vor knapp zehn Jahren flüchtete das Ehepaar aus seiner vom Krieg gezeichneten Heimat. Seitdem lebt es im städtischen Übergangswohnheim an der Moltkestraße. Zwei der drei Kinder wurden in Deutschland geboren. Katun (elf Jahr) besucht die Hauptschule und soll wegen ihrer guten Leistungen im Sommer auf die Realschule wechseln. Ali (9) geht zur Lindenschule, Guram (5) in den Kindergarten. Seit Mraz Amoyan vor wenigen Monaten eine Arbeitserlaubnis erhielt, arbeitet er als Teilzeitkraft in einem Imbiss.

Der Bielefelder Arbeitskreis Asyl macht sich für Familie Amoyan/Farizyan stark. Aus Sicht von Mitarbeiterin Kathrin Dallwitz liegen rechtlich die Möglichkeiten einer Aufenthaltserlaubnis auf der Hand: Die Frau sei angesichts ihrer Erlebnisse in Armenien stark traumatisiert und reiseunfähig. Darüber hinaus sei die Familie fast zehn Jahre geduldet worden und gut integriert.

Die Ausländerbeörde des Kreises Gütersloh sieht das anders. »Die Voraussetzungen für eine Bleiberechts-Regelung sind nicht gegeben«, sagte Kreis-Pressesprecher Jan Focken auf Anfrage des WESTFALEN-BLATTes. Ein Vorwurf: Die Familie hat die ersten Jahre in Halle aus Angst vor einer Abschiebung einen falschen Namen angegeben. Erst vor zwei Jahren hätten die Beörden die falsche Identität aufgedeckt, so Focken.

Dass sich das Verfahren schon lange hinzieht, liege nicht an der Ausländerbeörde. »Der Kreis hat den Antrag auf Bleiberecht schon vor vielen Jahren abgelehnt und die Aufforderung zur Ausreise ausgesprochen.« Dagegen hat die Familie vor dem Verwaltungsgericht Minden geklagt. Das Urteil steht noch aus.

Aus Sicht von Armgard Filipp, Vorstandsmitglied im CDU-Stadtverband und Sachkundige Bürgerin im Sozialausschuss, hat sich die Familie gut integriert. Sie hat sie im Rahmen der Hausaufgabenbetreuung im Wohnheim kennen gelernt, fährt mit der Familie beispielsweise zum Arzt. »Nicht nur die Kinder, auch die Eltern sprechen gut Deutsch«, betont die Christdemokratin. »Die Mutter ist sehr intelligent und kultiviert, sie hat sich bei den Lehrern für den Schulwechsel ihrer Tochter eingesetzt.« Armgard Filipp spricht sich dafür aus, dass das Land bei der Erteilung von Aufenthaltserlaubnissen Unterschiede macht. »Diese Familie tut wirklich alles, um sich in Deutschland anzupassen.«

Im Petitionsausschuss beraten am 13. März Vertreter der Ausländerbeörde des Kreises, die Landtagsabgeordnete Sigrid Beer (Grüne) sowie die Familie mit ihrer Rechtsanwältin und Kathrin Dallwitz über die Zukunft der Armenier.

[FOTO]  Armgard Filipp (CDU) setzt sich für die Familie ein.