18.06.2015

Westfalen-Blatt: AK Asyl stellt Strafanzeige

Zeitungsausschnitt

Lokales Bielefeld - Seite 12

Mitarbeiter einer Erstunterkunft in der Kritik

Bielefeld (kw). Der Arbeitskreis (AK) Asyl hat Strafanzeige gegen einen Beschäftigten des Sicherheitsdienstes Prodiac gestellt. Der Verein wirft dem Mann vor, eine Mitarbeiterin in der Erstaufnahmeeinrichtung am Südring »tätlich angegriffen« zu haben. Als überzogen bezeichnete Jürgen Beier, Geschäftsführer des Übergangwohnheimes, das Verfahren.

Zu dem Konflikt war es am Montagabend gegen 18.30 Uhr gekommen. Die Mitarbeiterin von AK Asyl war in Begleitung einer Praktikantin in der Erstaufnahmeeinrichtung, um die Klienten zu beraten. Nach Auskunft des Arbeitskreises wurde sie von einer Bewohnerin gebeten, einen Arztbesuch für ihr krankes Baby in die Wege zu leiten.

Die Beraterin begleitete die Mutter zum Wachzimmer, um dort den so genannten »Taxi-Schein« in Empfang zu nehmen. Der Prodiac-Mitarbeiter habe der Frau jedoch gar nicht zugehört, sondern sie sofort angeschrien, sie hätte dort nichts zu suchen. Als sich die Arbeitskreis-Beraterin weigerte zu gehen, habe er nach ihren Schultern gegriffen, sie aus dem Warteraum gestoßen und noch drei weitere Male durch die Menge wartender Menschen geschubst, wie es in der Pressemitteilung des AK Asyl heißt. Die Beraterin lief zurück zu ihrem Büro und informierte die Polizei.

Laut Jürgen Beier gibt es Zeugen, dass der Sicherheitsdienst sich korrekt verhalten habe. Der Mann habe dreimal die Frau gefragt, was sie benötige, ohne eine Antwort zu erhalten. Erst von der Polizei habe er erfahren, dass ein Kind zum Arzt habe gefahren werden müssen. »Es ist bei uns gang und gäbe, dass Menschen, die einen Arzt benötigen, den Taxi-Schein erhalten.«

Zum Zeitpunkt des Vorfalls seien gerade neue Leute eingetroffen. Nach 18 Uhr übernehme der Sicherheitsdienst die Aufnahme und die Verteilung auf die Zimmer sowie die erste Versorgung mit dem Nötigsten. Der Mitarbeiter, gegen den jetzt Strafanzeige gestellt worden sei, habe viel Erfahrung im Umgang mit den Flüchtlingen, sagte Beier. »Die Hotelgesellschaft als Betreiberin der Einrichtung in Brackwede arbeitet seit Anfang der 80er Jahre mit Prodiac zusammen«, ergänzte der Geschäftsführer.

Der AK Asyl teilte dagegen in seiner Stellungnahme mit: »Das ist nicht das erste Mal, dass der Sicherheitsmann durch sein aggressives Verhalten auffällt. Eine solche Person hat in einer Flüchtlingsunterkunft nichts zu suchen.« Kritik übt der Verein an der Zentralen Ausländerbehörde (ZAB) und dem Betreiber, die nichts unternommen hätten. Die AK-Asyl-Mitarbeiterin habe wegen des körperlichen und psychischen Stresses einen Schock erlitten.

Die Geschäftsleitung der Prodiac Sicherheit kündigte auf Nachfrage an, den Vorfall weiter aufzuklären. Nach derzeitigem Erkenntnisstand sei an den Vorwürfen, insbesondere was die Anwendung körperlicher Gewalt angeht, nichts dran. Das Unternehmen wolle sich weiter äußern, wenn die Mitarbeiterbefragung abgeschlossen sei.