12.02.2015

Neue Westfälische: Neues Projekt hilft Flüchtlingen in OWL bei der Traumabewältigung

Zeitungsausschnitt

Seite 3

VON AMINA VIETH

Bielefeld. Tausende flüchten vor Krieg, Verfolgung und Gewalt nach Europa. Was die Männer und Frauen in ihrer Heimat und auf der Flucht erleben, ist oft kaum zu verarbeiten. "Die Unterstützung von traumatisierten Flüchtlingen erfordert mehr Aufmerksamkeit", sagt Sozialarbeiterin Kathrin Dallwitz vom Arbeitskreis Asyl Bielefeld. Sie ist für viele Flüchtlinge in Bielefeld eine der ersten Anlaufstellen, wenn sie Hilfe und Rat brauchen.

Um die Betroffenen besser betreuen und auch psychologisch behandeln zu können, haben der Arbeitskreis und das Evangelische Krankenhaus Bielefeld (EvKB) das Projekt Psychosoziale Beratung für Flüchtlinge (PSF) angestoßen, das vom Land NRW gefördert wird.

Mitinitiatorin ist Andrea Möllering, Chefärztin der Klinik für psychotherapeutische und psychosomatische Medizin im EvKB. "Wir fühlen uns als Klinik verpflichtet, Benachteiligten zu helfen", sagt sie. Bisher seien nur Patienten mit ausreichenden Deutschkenntnissen behandelt worden. Um auch solchen Asylsuchenden, die erst kurz in Deutschland sind, helfen zu können, sind nun in dem Projekt rund 20 "Sprach- und Kulturmittler" aktiv, die in den Therapiesitzungen wortwörtlich übersetzen. "Es ist wichtig, dass die Dolmetscher die Sprache und die Kultur kennen", sagt Möllering. Viele der Übersetzer seien Studenten, die selbst einen Migrations- oder Flüchtlingshintergrund haben. Besonders gefragt seien Dolmetscher, die Persisch, Arabisch oder Kurdisch sprechen.

21 Flüchtlinge aus OWL werden aktuell betreut. Das Projekt soll fest in Bielefeld etabliert werden. Um mehr Betroffene behandeln zu können, bedarf es mehr Experten. Möllerings Ziel ist es, ein Netzwerk von in der Region ansässigen Psychotherapeuten zu schaffen, die bereit sind, mit traumatisierten Flüchtlingen zu arbeiten.