17.08.2015

Neue Westfälische: Neubau hebt Standard für Flüchtlinge

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Lokales Bielefeld - Seite 14

Erstaufnahme-Einrichtung am Südring auf 450 Betten erweitert / Asylbewerber bleiben ein bis zwei Tage

Von Ansgar Mönter

Bielefeld. Am Imbissstand gibt es zur Feier des Tages Rindsbratwurst und Pommes, Fanta und Cola. Das Angebot auf dem Gelände der Erstaufnahmeeinrichtung des Landes für Flüchtlinge am Südring wird gerne angenommen. Kinder, Männer und Frauen - viele mit Kopftuch - holen sich Fritten und Wurst. Auch Besucher aus Politik und Verwaltung versorgen sich. Sie haben sich den neuen Anbau des Gebäudes angeschaut. 450 Flüchtlinge können jetzt am Südring untergebracht werden, 200 mehr als bisher. Das war dringend nötig.

Eine Delegation von mehr als 50 Frauen und Männern besichtigt den Anbau, angeführt von Oberbürgermeister Pit Clausen, Dezernent Udo Witthaus, Immobilienbesitzer Werner Weimann und Jürgen Beier vom Einrichtungsbetreiber "Hotel-Betriebs-Gesellschaft Südring GmbH". Die Flure und Zimmer sind karg, sauber und funktional. Es gibt einen Speisesaal, einen Sanitätsraum mit Liege, Zwei- und Vierbettzimmer, Sechsbettzimmer für Familien. Etagenbetten stehen bereit, Stühle, Tisch, Schrank. Duschen und Toiletten sind separat, manchmal zwischen zwei Zimmern. Auch an so genannte Hockklos - Toiletten ohne Schüssel - wurde gedacht. Die sind in vielen Ländern üblich. In Aufenthaltsräumen stehen stabile Kicker, im Hof gibt es Spielgeräte für Kinder, unter anderem stehen 15 Bobbycars bereit. Sagt der Betreiber.

Beier und Weimann erklären den Gästen den Bau. Der Immobilienbesitzer hat nach eigenen Angaben einen "mittleren einstelligen Millionenbetrag" in das Objekt investiert. Er hat den Zuschlag bei der Ausschreibung für eine Erstaufnahmeeinrichtung in Bielefeld erhalten, weil er das beste - also günstigste - Angebot eingereicht hat.

Dennoch muss sich sein Einsatz refinanzieren. Pro Übernachtung eines Flüchtlings überweist ihm das Land einen Pauschalbetrag, dessen Höhe nicht verraten wird. Fünf Jahre vertragliche Zusicherung haben Immobilienbesitzer und Betreibergesellschaft von Stadt und Land, dass Flüchtlinge bei ihnen untergebracht werden. Zurzeit ist der Bedarf nach Platz für Flüchtlinge so hoch wie nie. "Bis zu 400 täglich" kommen laut Torsten Böhling von der Zentralen Ausländerbehörde in Bielefeld, meist stammen sie aus Syrien, Albanien, Irak oder Afghanistan. Die Geflüchteten bleiben in der Regel "ein bis zwei Tage", sagt Jürgen Beier von der Südring GmbH. Dann werden sie auf das Land verteilt. Neben den 450 Plätzen am Südring in Brackwede stehen neuerdings auch 500 Plätze für die Erstaufnahme im ehemaligen Hotel Oldentruper Hof zur Verfügung (die NW berichtete). Ob die Anzahl reicht, weiß niemand. Notunterkünfte wie Turnhallen könnten auch zukünftig nötig sein. "Das kann man nicht ausschließen", sagt Clausen, "keine Ahnung, wie sich die Situation entwickelt". Der Oberbürgermeister zeigte sich nach dem Rundgang durch den Neubau angetan. "Die Standards sind angemessen und gut." Für eine menschenwürdige Aufnahme der Flüchtlinge in Bielefeld ist gesorgt. Das darf ruhig mal mit Rindswurst und Fritten gefeiert werden.

Info

Erstaufnahmeeinrichtung

Das ehemalige Hotel am Südring war bereits von 1993 bis 2006 Erstaufnahmeeinrichtung des Landes für Flüchtlinge, dann wurde es geschlossen, weil es nicht mehr gebraucht wurde;

Seit 2011 ist die Einrichtung wieder in Betrieb, zusätzlich zu einer Immobilie in Dortmund als eine von zwei ihrer Art im Land NRW;


In der Erstaufnahmeeinrichtung werden Asylbewerber nur kurz untergebracht, planmäßig wenige Tage, von dort aus werden sie dann auf die Kommunen im Land verteilt;

Die zur Verfügung gestellten Erstaufnahmeplätze werden den Kommunen wie Bielefeld bei der Verteilung der Flüchtlinge angerechnet;

Die Erstaufnahmeeinrichtung hat demnach eine andere Funktion als Flüchtlingsunterkünfte wie an der Eisenbahnstraße in Brackwede oder der Teichsheide in Mitte, wo die an Bielefeld zugewiesenen Asylbewerber für die Zeit ihres Verfahrens untergebracht werden.