Neue Westfälische: Kirchenasyl für Illegale und Flüchtlinge
Ökumenisches Netzwerk Bielefeld feiert 15-jähriges Bestehen / 70 Menschen in Not geholfen / Viele Kurden
VON ANSGAR MÖNTER
Bielefeld. Familie Akkurt, 13 Mitglieder, Kurden, kam aus der Türkei. Dort wurde sie verfolgt und bedroht. Vor 15 Jahren landeten sie in Bielefeld. Sie sollten abgeschoben werden. Die Familie lebt heute immer noch in Deutschland – dank des Kirchenasyls in Bielefeld. Was mit den Akkurts begann, wurde zu einer Aufgabe für zahlreiche ehrenamtliche Helfer und Pfarrer in rund einem Dutzend Gemeinden der Stadt, die sich zum „Ökumenischen Netzwerk Bielefeld zum Schutz von Flüchtlingen“ zusammenschlossen haben. Gestern feierte diese Organisation ihr 15-jähriges Bestehen in der Matthäus-Gemeinde am Brodhagen.
Zurzeit befindet sich eine vierköpfige kurdische Familie im Bielefelder Kirchenasyl. „Wir stellen ihnen eine Wohnung bereit und sorgen für die Verpflegung“, erklärt Udo Halama, Sozialpfarrer beim Kirchenkreis. Finanziert wird die Hilfe über Spenden. „Insgesamt haben wir bisher etwa 70 Menschen im Kirchenasyl gehabt“, ergänzt Pfarrer Joachim Poggenklaß, der sich für das Netzwerk engagiert. „Wir prüfen, ob sie von Verfolgung bedroht sind“, sagt Halama. Maximal könne das Netzwerk zwei Familien zugleich betreuen. Aus den Gemeinden kommt dafür ein Grundstock von 10.000 Euro pro Jahr zusammen. Mindestens eineinhalb bis zwei Jahre bleiben die Hilfesuchenden in der Obhut der Kirche, bis ihr Aufenthaltsstatus geklärt ist. „In 70 Prozent der Fälle klappt es“, sagt Poggenklaß. Das Netzwerk, sagt er, fungiere als Brücke zwischen Asylsuchenden und Beörden. „Wir verstecken niemanden, sondern teilen den Ämtern mit, wenn jemand bei uns ist.“
Früher waren es viele Flüchtlinge. Heute sind es oft Menschen, die schon hier leben, aber wegen der Bestimmungen plötzlich illegal sind, auch wenn sich am Grund der Flucht nichts geändert hat. Die Frau der Familie, die jetzt im Kirchenasyl ist, ist traumatisiert“, erklärt Poggenklaß. Um die Fälle beurteilen zu können, setzt sich das Netzwerk mit Anwälten und Ärzten, dem DRK und dem Arbeitskreis Asyl in Verbindung.
Die meisten Asylsuchenden kommen aus der Türkei. Oft sind es Kurden. Eine größere Gruppe sind Kosovaren. Dort werden Minderheiten wie die Roma, Aschkali oder Ägypter (heißen so, kommen aber nicht aus Ägypten) offensichtlich verfolgt und bedroht.
[FOTO] Zwei, die sich kümmern: Sozialpfarrer Udo Halama (l.) und Pfarrer Joachim Poggenklaß im Matthäus-Gemeindehaus. FOTO: ANDREAS FRÜCHT
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