26.01.2015

Neue Westfälische: Helfer fordern Kleiderkammer

Zeitungsausschnitt

Lokales Bielefeld - Seite 8

Protest vor der Flüchtlingsunterkunft: Bielefelder verteilen warme Sachen

von Elena Gunkel

Bielefeld. Vielen Flüchtlingen, die nach Bielefeld kommen, fehlt es in den ersten Tagen am Nötigsten. Gerade in Wintermonaten werden warme Sachen am meisten gebraucht. Laut Kristin Nahrmann vom Arbeitskreis Asyl setzt sie sich zusammen mit dem DRK und ehrenamtlichen Helfern seit 2011 dafür ein, dass in der Erstaufnahmeeinrichtung (EAE) an der Gütersloher Straße eine Kleiderkammer eingerichtet wird - bisher ergebnislos. Nun wollen die Helfer morgen Wintersachen an die Flüchtlinge dort verteilen, um auf deren Bedürftigkeit aufmerksam zu machen.

Die Bielefelderin Bettina Heckmanns engagiert sich seit Monaten für die Erstankömmlinge und hat bereits mehrere Spenden unterstützt. Zusammen mit ihrer Tochter und Gleichgesinnten aus dem Bekanntenkreis hat sie vergangene Woche zur Kleiderspende für die Einwohner der Erstaufnahmeeinrichtung in Brackwede aufgerufen - unter anderem in der Facebook-Gruppe des Bündnisses gegen Rechts.

"Es gab eine große Resonanz", sagt Heckmanns. Deshalb wollen die Flüchtlingshelfer morgen einen ganzen Anhänger voller Winterkleidung zur EAE bringen und die Sachen an Flüchtlinge verteilen. Einige Jugendliche werden laut Heckmanns außerdem vor Ort Waffeln backen. Da die meisten Flüchtlinge nach ein paar Tagen diese Unterkunft verlassen, sei es geplant, die Aktion wöchentlich zu wiederholen.

Kleiderkammern für Unterkünfte, in denen Flüchtlinge über eine längere Zeit bleiben, sind Pflicht. Diese Richtlinie der Bezirksregierung Arnsberg, die die Unterkunftsvergabe in NRW zentral organisiert, dient in Erstaufnahmeeinrichtungen aber nur zur Orientierung. "Die Erstaufnahmeunterkünfte sind zwar Landeseinrichtungen. In Bielefeld und Dortmund wurde aber die Führung der Häuser vom Land an die Kommunen übertragen", erklärt Christoph Söbbeler, Sprecher der Bezirksregierung Arnsberg.

Auch Thorsten Böhling von der Zentralen Ausländerbehörde (ZAB) in Bielefeld bestätigt: "Die Richtlinien der Bezirksregierung Arnsberg gelten nur für die Unterkünfte des Landes, die die Bezirksregierung Arnsberg betreibt." Soweit der Betrieb vergleichbar ist, wende Bielefeld aber diese Richtlinien analog an. Doch in der Erstaufnahmeeinrichtung in Brackwede blieben die Flüchtlinge in der Regel nur wenige Tage, daher ist der Vergleich mit den anderen Einrichtungen nicht immer möglich.

Jürgen Beier ist Geschäftsführer der "Hotelbetriebsgesellschaft Südring", die die Erstaufnahmeeinrichtung an der Gütersloher Straße betreibt. Nach Angaben der ZAB hat er sich aus eigener Initiative ohnehin vorgenommen, eine Kleiderkammer in der EAE einzurichten - sobald die laufenden Erweiterungsbauarbeiten dort beendet sind. Auf Anfrage dieser Zeitung bestätigte der Unterkunftsbetreiber diese Absichten. Die Einrichtung einer Kleiderkammer sei im August geplant, sagt Beier. "Alles hängt davon ab, ob wir genug Platz haben, nachdem alle Wirtschaftsräume eingerichtet sind", sagt er. Bis jetzt sei es aus Platzgründen nicht möglich gewesen, eine Kleiderkammer einzurichten. "Wir haben eine Zeit lang versucht, die Sachen - nach Größen sortiert - in Kartons in den Flur zu stellen", erklärt er weiter. "Aber die Feuerwehr hatte Bedenken wegen des Brandschutzes." Nun versuche er alle, die Kleidung brauchen, direkt ins Büro von AK Asyl und DRK zu schicken.

"Unser Büro, das wir mit dem DRK teilen, ist nur sechs Quadratmeter groß", sagt Kristin Nahrmann. "Trotz des Platzmangels sammeln wir dort Kleidung für Flüchtlinge." Für viele Flüchtlinge sei das die einzige Möglichkeit, um warme Sachen für den Winter zu bekommen. Dabei gebe es laut Nahrmann genug Platz in der EAE für eine Kleiderkammer. "Man könnte beispielsweise eines der Flüchtlingszimmer dafür verwenden", sagt sie. Aber das wolle der Betreiber nicht.

Kleiderspenden für weitere Aktionen an Bettina Heckmanns, Henriettenstraße 8.