05.06.2009

Neue Westfälische: Diäteneröhung für den guten Zweck

Zeitungsausschnitt

Seite 19 - Lokales Bielefeld

„Linke“-Abgeordnete Inge Höger hilft Flüchtlingen

Bielefeld (stb). Jahre der Not haben die Menschen hinter sich, wenn sie zum ersten Mal die Büros des „Arbeitskreis Asyl“ (AK Asyl) an der Kavalleriestraße betreten. Der Verein ist die letzte Anlaufstelle für Flüchtlinge in Ostwestfalen-Lippe. Doch das Geld ist knapp. Hilfe kommt nun von einer Bundestagsabgeordneten.

Inge Höger, Abgeordnete der Partei „Die Linke“ für den Wahlkreis Herford, bekommt, wie alle Bundestagsabgeordneten, seit Januar dieses Jahres eine öhere Diät. „Unsere Fraktion war von Anfang an dagegen, darum streichen wir das Geld nicht ein, sondern spenden es für gemeinnützige Zwecke“ sagt Höger. Da sie sich in der Vergangenheit bereits für eine Flüchtlingsbegleitungsgruppe engagiert habe, sei ihre Wahl auf den AK Asyl gefallen. 200 Euro überweise sie dem Verein nun monatlich.

Die Unterstützung Högers bedeutet den vier hauptamtlichen Mitarbeitern viel. „Wir helfen Menschen in aufenthalts- und sozialrechtlichen Fragen und geben therapeutischen Beistand“, erklärt Sozialarbeiterin Kathrin Dallwitz. Doch Mitgliedsbeiträge, freiwillige Spenden und Zuschüsse aus der Landeskasse reichten gerade für das Nötigste. Gelder für Zweigstellen außerhalb Bielefelds sind nicht vorhanden. „Das ist ein großes Manko, weil viele Flüchtlinge sich die Anfahrt nach Bielefeld nicht leisten können“, sagt Dallitz.

Högers monatlicher Beitrag sei ein guter Anfang, findet Anamaria Diaz. Die Psychologin flüchtete selbst 1978 aus ihrem Heimatland Chile nach Deutschland. „Menschen, die aus Not ihr Land verlassen mussten, geraten von einem Trauma ins nächste“, weiß sie.

Seit 2008 arbeitet Diaz als Frauenberaterin im AK Asyl. Sie will Flüchtlingsfrauen ein Gefühl der Würde zurückgeben. Keine leichte Aufgabe. „Es ist eine Sisyphus-Arbeit“ sagt Diaz und ergänzt: „Aber die Aufgabe macht mich froh.“

[FOTO] Ansprechpartner in der Fremde: Nilofar Ziarmal, David Hampe, Inge Höger und Anamaria Diaz (von links) . FOTO: ANDREAS ZOBE