Neue Westfälische: Bedenken wegen der Flüchtlinge
Oberbürgermeister Pit Clausen stellt sich den Sorgen und Fragen der Anwohner
VON BJÖRN LEISTEN
Oldentrup. Die Nachricht, dass ab Mitte August bis zu 500 Flüchtlinge im Oldentruper Hof untergebracht werden sollen, löste bei einigen Bürgern des Stadtteils Bedenken und Sorgen aus. Gleichzeitig wollten viele wissen, wie sie den geflüchteten Menschen helfen können. Oberbürgermeister Pit Clausen stellte sich jetzt diesen Fragen in der Oldentruper Runde.
In der offenen Bürgerversammlung treffen sich auf Einladung der SPD seit elf Jahren regelmäßig Anwohner, um über politische Themen zu sprechen. Die Schließung des Oldentruper Hofes führte zu großer Aufregung - rund 50 Bürger besuchten die aktuelle Diskussionsrunde. Gerd Lewandowsky, SPD-Vorsitzende in Oldentrup, lud daher Pit Clausen ein, der die Sorgen der Bürger ernst nehmen und offene Fragen beantworten sollte.
Die Stimmen der Bürger waren gemischt. Einige Anwohner befürchteten, dass durch die Flüchtlinge in Oldentrup die Zahl der Straftaten steigen könnte. Clausen versuchte zu besänftigen: "Laut Polizeiberichten gibt es keine Auffälligkeiten an den bisherigen Flüchtlingseinrichtungen." Er wolle nicht mit Vorurteilen, sondern mit einem Vertrauensvorschuss den Menschen entgegentreten. "Millionen Flüchtlinge sind weltweit auf der Flucht", sagte er. Bielefeld müsse einen Standpunkt finden, wie mit den Menschen umgegangen wird. Da das Asylverfahren bundesweit geregelt werde, sei die Verteilung der vielen Menschen nicht einfach, so Clausen, der den Verlauf des Verfahrens erklärte:
Nachdem die Flüchtlinge aufgegriffen werden oder diese sich selbst bei einer Behörde melden, werden sie zunächst in eine Erstaufnahmeeinrichtung gebracht (EAE). Mehrere hundert Menschen kommen derzeit täglich in die EAE am Brackweder Südring. Während ihres Aufenthalts werden sie registriert und medizinisch untersucht. Nach zwei Tagen geht es für sie weiter in eine Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE). Ab Mitte August beziehen bis zu 500 Flüchtlinge die erste Bielefelder ZUE in dem ehemaligen Hotel Oldentruper Hof. Während ihres Aufenthalts wird darüber entschieden, ob ihr Asylantrag angenommen oder abgelehnt wird. Im Optimalfall sollten Flüchtlinge in der ZUE drei Monate bleiben. Aufgrund der niedrigen Kapazitäten werden die meisten von ihnen jedoch bereits nach zwei Wochen einer Kommune zugewiesen oder in ihr Heimatland zurückgeschickt.
Nicht alle Teilnehmer machten sich um mögliche Kriminalität der Asylbewerber Sorgen. Viel mehr wollten sie wissen, wie sie selbst helfen könnten. "Bedarf nach engagierter Hilfe gibt es auf jeden Fall", so Clausen. Ein großes Problem seien unbegleitete minderjährige Kinder. 188 lebten zurzeit in Bielefeld, für viele von ihnen mangelt es an Betreuung und Einrichtungen. Die Stadt sei daher weiterhin auf der Suche nach Immobilien. Zwei Vorschläge dazu kamen direkt aus dem Publikum.
Ein Bürger wollte wissen, weshalb Flüchtlinge nur in den Osten von Bielefeld kämen. Dies sei jedoch eine Entscheidung des Landes, so Clausen. Zudem müssten auch hierfür frei stehende Gebäude gefunden oder erbaut werden.
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