13.05.2015

Neue Westfälische: 100 Flüchtlinge für die Tieplatzschule

Zeitungsausschnitt

Lokales Bielefeld - Seite 17

Stadt informiert über Pläne im Heeper Ortskern

Von Felix Boche

Heepen. "Viele Veränderungen wird es im Dorfkern von Heepen geben", verkündet Sozialdezernent Ingo Nürnberger den 200 Besuchern im Schulzentrum Heepen. Mitte September werden 100 Flüchtlinge in die ehemalige Tieplatzschule einziehen. Die Umbaukosten für die Stadt liegen bei 930.000 Euro.

615 Flüchtlinge wurden laut Nürnberger in diesem Jahr bereits in der Stadt aufgenommen. Um die 30 Menschen seien es pro Woche, ein Viertel von ihnen noch minderjährig. Die Herkunft der zukünftigen Heeper sei noch ungewiss. Aktuell würden vermehrt Syrer, Iraker, Nord- und Westafrikaner nach Bielefeld gewiesen werden. Mangels guter Alternativen stand für die Politik früh fest, dass ehemalige Schulen und Kindergärten zu Flüchtlingsunterkünften umfunktioniert werden müssen. Container und Sporthallen wären laut Holm Sternbacher Alternativen gewesen, aber mit deutlich höheren Kosten verbunden.

Nürnberger beschreibt, dass ein Sozialarbeiter, ein Sicherheitsdienst und ein Hausmeister der BGW vor Ort sein werden. Der Sicherheitsdienst sei bei öffentlichen Gebäuden Standard und keinen konkreten Befürchtungen geschuldet. Pro "Wohnraum" mit 21 Quadratmetern würden drei Personen untergebracht werden, sagte Architekt Andreas Rimkeit. Auch Angebote zur Sprachförderung soll es direkt im Gebäude geben. Die Heeper kritisieren, dass es aufgrund der schwierigen Asylverfahren zu lange dauert, bis die Flüchtlinge die Möglichkeit bekommen zu arbeiten.

Um die Belastung für die Nachbarn so gering wie möglich zu halten, wird baulich vorgesorgt: Auf einer Seite werden die Fenster zugemauert. Damit lässt sich die Skepsis vieler Bürger aber nicht verringern. Sternbacher mahnt, dass es vor allem auf Initiativen aus der Bevölkerung ankommt, die Menschen zu integrieren: "Es wird einen runden Tisch geben, mit allen, die helfen wollen". "Wir klagen hier auf sehr hohem Niveau - keiner flieht freiwillig", gab die Versammlungsbesucherin Alexandra Laubenstein zu bedenken.

Ungewiss sei die Aufenthaltsdauer. "Irgendwas zwischen Durchgangs- und Dauerlösung - wir wollen versuchen, sie individuell zu integrieren", sagte Nürnberger. Größtes Problem scheint noch die Gesundheitsversorgung zu sein. Besonders für psychologische Behandlungen als Folge von Traumata stehe noch keine Lösung zur Verfügung.

"Wir müssen den Menschen eine Chance geben", sagte Sternbacher. Ein gebürtiger Heeper bestätigte das und erwartet Hilfe aus der Bevölkerung, wenn es soweit ist: "Wer es über einen so langen Weg zu uns schafft, der ist intelligent."