05.11.2014

Spendenaufruf: Beratungsräume müssen erweitert werden

Der AK Asyl e.V. berät und unterstützt Flüchtlinge mit unsicherem Aufenthaltsstatus, die aufenthalts- und sozialrechtliche Fragen haben. Dafür benötigen wir Geld. Unser Spendenanliegen umfasst dieses Jahr die Erweiterung unserer Beratungsräumlichkeiten. Hierzu möchten wir Ihnen erst einmal einen Eindruck über die gegenwärtige Beratungssituation geben, was sowohl in der Erstaufnahmeeinrichtung für neu eingereiste Flüchtlinge als auch in den Räumlichkeiten unseres Vereins stattfindet. Dafür möchte unsere Mitarbeiterin Sie gedanklich auf einen Ausflug zur Erstaufnahmeeinrichtung mitnehmen:

Zur Sprechstunde der Verfahrensberatung fahre ich mit meinem Auto auf den Hof eines großen Gebäudes, das mit Kameras bestückt ist. Bereits bei der Ankunft auf dem Innenhof des Geländes bemerke ich zahlreiche Personen, die sich im Freien aufhalten. Einige wärmen ihre Hände an einem mit Tee oder Kaffee gefüllten Plastikbecher, andere Rauchen eine Zigarette, wieder andere laufen gedankenversunken auf dem Gelände umher. In kürzester Zeit kann ich alle möglichen Gefühlsregungen auffangen. Aufgeregtes Telefonieren, leises Weinen, erleichtertes miteinander Reden und dazwischen Kinder, die versuchen sich zu beschäftigen. Einige tragen Kleidung, die nicht ausreicht, um sich an einem kalten Novembertag vor Kälte und Regen zu schützen. Auf dem Weg ins Gebäude versuche ich mich durch eine Menschentraube zu bewegen, die vor der Rezeption steht, um auf die Ausgabe von Hygieneartikeln zu warten. Andere Menschen stehen erschöpft mit Gepäckstücken an der Tür und warten auf die Zuteilung eines Zimmers. Eine Frau hat ihr Kind auf dem Arm und versucht verzweifelt das weinende Kind zu beruhigen. Auf dem Weg in das Beratungsbüro durchquere ich einen schmalen Gang, der gesäumt von Türen insgesamt sehr dunkel ist. Die Türen sind nummeriert und hier und da wird der Blick in ein Zimmer freigegeben. So auch, als eine Person den Flur durchquert und mich nach den Duschräumen fragt. Mein Blick fällt auf einen Schrank ohne Türen und eine schimmelbedeckte Ecke im Zimmer. Einige Zimmertüren haben Löcher, die notdürftig mit Paketband abgeklebt sind. Sie sind nicht abschließbar. Die Wände sind beschmiert. Beim Blick auf die Fenster fällt mir auf, dass die Gardinen teilweise abgerissen sind oder mit einer Wäscheleine notdürftig wieder befestigt wurden. Auf den Toiletten gibt es keine Seife und keine Handtuchspender, die Toilette bietet einen Anblick, den ich nicht beschreiben möchte. Unser Beratungsraum liegt gegenüber der Toilette. Ich versuche die Fenster auf dem Gang zu öffnen, um frische Luft hinein zu lassen, aber es gelingt  mir nicht, da sie sich nicht öffnen lassen. Meine Beratungszeit beginnt und ich stelle Kleiderspenden vor die Tür, um sie den Menschen anzubieten, die etwas benötigen. Erst nachdem die Kleiderspenden ausgeräumt sind, kann ich am Tisch Platz nehmen, um die Beratung zu beginnen. Während ich mit einer Frau spreche, die gerade von Folter im Herkunftsland berichtet, ertönt ein surrender lauter Ton, wie er aus Haftanstalten bekannt ist und ruft die Menschen zur Essensausgabe auf.

Unter diesen Rahmenbedingungen spielt sich unsere Beratung in der Erstaufnahmeeinrichtung ab und stellt uns häufig vor große Herausforderungen. Häufig kommen schwer traumatisierte und schwer kranke Menschen zu uns in die Beratung, die eigentlich eine ruhige Beratungsatmosphäre bräuchten, die es ermöglichen würde, dem jeweiligen Anliegen in einer würdevollen Art und Weise zu begegnen. Das ist in der Umgebung der Erstaufnahmeeinrichtung nur schwer möglich, wie Sie vielleicht anhand der Schilderungen unserer Mitarbeiterin ahnen.

Unser Beratungsangebot haben wir um zwei weitere Bereiche und Mitarbeiter/-in erweitert. Seit der Einrichtung fünf sogenannter Clearinghäuser in Bielefeld für unbegleitet minderjährige Flüchtlinge im Sommer 2012, bieten wir auch für diese Gruppe der besonders Schutzbedürftigen eine an ihre speziellen Bedürfnisse angepasste Beratung an. Seit Sommer diesen Jahres haben wir zudem eine Stelle für traumatisierte Flüchtlinge einrichten können und kooperieren hierbei mit dem evangelischen Krankenhaus. Unsere Mitarbeiterinnen dieser beiden Bereiche müssen aufgrund bei uns nicht ausreichend vorhandener Räumlichkeiten oft in externe Räume ausweichen, wodurch die räumliche Transparenz und Unabhängigkeit unserer Arbeit nicht bewahrt werden kann, was aber gerade für die besonders schutzbedürftigen Personen von großer Bedeutung ist.

Aus den genannten Gründen sind wir dringend darauf angewiesen, bei Bedarf Beratung in den Räumen unseres Vereins anzubieten. Leider stoßen wir dabei räumlich gerade wegen gestiegenem Beratungsbedarf an unsere Grenzen. Die Folge sind beengte Warteverhältnisse für die Klienten und Büros, die sich 2-3 MitarbeiterInnen teilen müssen. Das hat einen ständigen Lärmpegel zur Folge, der für alle Beteiligten eine große Herausforderung darstellt und ein adäquates Beratungssetting, sowohl für die Asylverfahrensberatung als auch für die Regionalberatung, insbesondere bei traumatisierten und kranken Klienten, kaum möglich macht. Deshalb sind wir dringend auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten und der dazugehörigen Finanzierung und bitten Sie dabei um Unterstützung.

Spendenkonto

AK Asyl e.V. Bielefeld
IBAN: DE96430609674037753100
BIC: GENODEM1GLS
GLS Gemeinschaftsbank eG

Dateien:
Spendenbrief_2014.pdf90 Ki